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Sprachbarrieren einreißen: Ein guter Südafrikaner sollt dreisprachig sein

In den Salzburger Nachrichten vom 13. April 2001 berichtet Ralf Krüger aus Johannesburg, dass in Südafrika die klickende Sprache der Xhosa dem Finanzminister Trevor Manuel bei der Haushaltsdebatte im Parlament locker über die Lippen kam. Was für Manuel eine Goodwill-Geste war, soll an den Schulen künftig auch für junge Weiße mehr auf dem Stundenplan stehen - so jedenfalls empfiehlt es der Bericht einer Bildungskommission des Kulturministeriums.

Die Empfehlung, die bereits seit vergangenen Jahr Gegner und Befürworter am Kap entzweit, geriet nach dem Bericht Ende Februar dieses Jahres auf einer Bildungskonferenz erneut ins Schlaglicht der Öffentlichkeit. Dort wurde der Bericht von Sprachlehrern publik, die sich vehement gegen eine Dominanz der englischen Sprache wandten.

Denn ähnlich wie in der Schweiz oder in Belgien sind die diversen Sprachen des Landes in der Verfassung verankert. Südafrika kennt entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung neben dem Englischen und der vom Niederländischen abstammenden Sprache der Buren - dem Afrikaans - offiziell noch neun weitere Sprachen an: Zulu, Xhosa, Tswana, Tsonga, Nord- und Süd-Sotho, Swati, Venda und Ndebele.

Zulu und Xhosa werden von zehn, beziehungsweise sieben Millionen Menschen im Lande gesprochen, weitaus mehr als Afrikaans (5,9 Millionen) oder Englisch (3,4 Millionen). Die Empfehlung betrifft eigentlich nur die früher rein weißen Schulen. Für Weiße, Mischlinge oder Asiaten ist es noch immer selten, dass sie afrikanische Sprachen sprechen."

Die Kenntnis einer afrikanischen Sprache solle nun gefordert werden, „um die Barrieren einzureißen", erklärt Linda Chisholm vom Bildungsministerium in Pretoria. Oberstes Ziel bleibe aber die Unterrichtung in der Muttersprache sowie eine Stärkung des Englisch-Unterrichts: "Englisch ist hier immer noch der direkte Weg in den Job."

Dennoch will die Regierung die Entscheidung den Schulen selbst überlassen. Die aber stellen nur zögernd Lehrer für eine afrikanische Sprache ein.

Auch an den Universitäten des Landes ist die Nachfrage nach entsprechenden Ausbildungsangeboten gering. Nach einer Umfrage der Zeitung "Sunday Times" hat sich das Interesse dort seit 1996 jedes Jahr halbiert. Allein an der Bildungseinrichtung Unisa - die als einzige des Landes alle Sprachen anbietet - fiel die Zahl der Studenten von 25.000 auf heute 3000.

Krüger berichtet schliesslich, dass es von der Bildungs-Kommission empfehlt wird "um ein guter Bürger Südafrikas zu sein, muss man zumindest zwei-, wenn nicht sogar dreisprachig sein; es wäre daher nicht unvernünftig, von Englisch- oder Afrikaans-Sprechenden zu erwarten, dass sie zumindest zwei-, aber noch besser dreisprachig sind".

Das Schulwesen Südafrikas bedarf immer noch grundlegender Verbesserung. Seit 1995 gibt es das allgemeine Recht auf unentgeltliche Schulbildung. 1996 waren 39% der Bevölkerung Analphabeten und 19% aller Südafrikaner über 20 hatten zu diesem Zeitpunkt noch nie eine Schule besucht. 1997 wurde Schulpflicht für alle Kinder zwischen 7 und 15 Jahren eingeführt.


© Catharina Loader 2001